Einleitung
Sexualität ist ein Grundbedürfnis, doch was passiert, wenn eine Querschnittlähmung dieses intime Erlebnis verändert? Viele Betroffene stehen vor der Herausforderung, ihren Körper neu kennenzulernen. Dabei entstehen zahlreiche Fragen, die oft unbeantwortet bleiben. Es ist wichtig zu wissen, dass trotz der Einschränkungen ein erfülltes Sexualleben möglich ist. In diesem Beitrag beleuchten wir, wie Menschen mit Querschnittlähmung ihre Sexualität neu entdecken können.
Die physischen Herausforderungen
Personen mit Querschnittlähmung erleben gravierende Veränderungen in ihrem Sexualleben. Diese sind abhängig von der Höhe der Rückenmarkverletzung und dem biologischen Geschlecht. Eine Querschnittlähmung beeinträchtigt Nervenbahnen, die für die sexuelle Erregung und Funktionen zuständig sind. Während Männer* häufig mit Erektions- und Ejakulationsproblemen zu kämpfen haben, betrifft es bei Frauen* oft die Lubrikation und das Empfinden im Intimbereich. Doch das bedeutet nicht, dass sexuelle Erlebnisse unmöglich sind. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene ihre Sexualität auf neue Weise erleben.
Sexualität bei Menschen mit Vulva (MMV)
Für querschnittgelähmte Frauen* bleiben hormonell gesteuerte Prozesse wie der Eisprung und die Fruchtbarkeit intakt, auch wenn die Menstruation nach einer Verletzung für eine Weile aussetzen kann. Die Herausforderung liegt jedoch in der verminderten Sensibilität und der fehlenden Lubrikation, die den sexuellen Akt erschweren. Durch Übung und den Einsatz von Vibrationsstimulation können dennoch orgasmische Zustände erreicht werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft Schwangerschaften bei Frauen* mit Querschnittlähmung. Trotz körperlicher Einschränkungen sind gesunde Schwangerschaften und Geburten möglich. Allerdings erfordert dies zusätzliche medizinische Unterstützung, insbesondere während der Geburt, um Komplikationen wie Blasenprobleme oder Atemnot zu vermeiden.
Sexualität bei Menschen mit Penis (MMP)
Männer* mit Querschnittlähmung kämpfen häufig mit Erektionsstörungen, da die nervale Steuerung beeinträchtigt ist. Mechanische Hilfsmittel wie Vakuumpumpen oder medikamentöse Therapien können helfen, eine Erektion zu erzielen. Auch operativ eingesetzte Prothesen sind eine Option für Männer*, die eine dauerhafte Lösung suchen.
Obwohl es oft nicht zu einem natürlichen Samenerguss kommt, gibt es Möglichkeiten, Sperma für eine künstliche Befruchtung zu gewinnen. Durch Vibrationsstimulation oder rektale Elektrostimulation kann die Zeugungsfähigkeit auch bei schwerwiegender Lähmung unterstützt werden.
Die sexuelle Rehabilitation
Nach einer Querschnittlähmung durchlaufen Betroffene oft mehrere Phasen der sexuellen Rehabilitation. In der ersten Phase herrscht Verunsicherung und die Wahrnehmung des eigenen Körpers kann negativ beeinflusst sein. Viele fühlen sich unattraktiv oder unfähig, sexuelle Nähe zu erleben. Es ist wichtig, dass Betroffene in ihrem eigenen Tempo lernen, neue Wege zur sexuellen Erregung zu entdecken.
In der zweiten Phase des Experimentierens beginnen sie, neue sexuelle Möglichkeiten zu erforschen. Erfolgserlebnisse steigern das Selbstwertgefühl und fördern die Akzeptanz des eigenen Körpers. Schliesslich erreichen viele die dritte Phase des Geniessens, in der sie die Querschnittlähmung als Chance sehen, Sexualität neu zu erleben.
Das Modell Sexocorporel als Unterstützung
Das Modell Sexocorporel bietet einen lösungsorientierten Ansatz, um Betroffenen dabei zu helfen, ihre Sexualität trotz körperlicher Einschränkungen zu geniessen. Es legt den Fokus auf das Erlernen und Verändern von sexuellen Gewohnheiten, um neue Erregungsmuster zu schaffen. Besonders die Phase des Experimentierens im Rehabilitationsprozess lässt sich mit den Techniken des Sexocorporel gut verknüpfen.
Fazit
Die Sexualität von Menschen mit Querschnittlähmung mag sich verändern, aber sie ist keinesfalls verloren. Durch eine gezielte sexuelle Rehabilitation und Unterstützung durch Fachkräfte können Betroffene ein erfülltes Sexualleben führen. Mit der richtigen Einstellung und dem Mut, neue Wege zu gehen, können alte Normen überwunden und neue, lustvolle Erfahrungen gemacht werden.
Master Studentin MA6
Maria-Selina Scherrer
Originalarbeit:
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Disclaimer:
Dieser Artikel basiert auf einem Essay, das im Rahmen des ersten Semesters des Masters of Arts in Sexologie von einer Studentin verfasst wurde. Das vollständige Essay kann hier gelesen werden. Das Essay dient als Lernkontrolle nach dem ersten Semester und ermöglicht den Studierenden, ihr Wissen über die verschiedenen Aspekte der Sexualwissenschaft zu vertiefen und praktisch anzuwenden.