Zielgruppe
Alle Fachpersonen, die eine Qualifikation im professionellen Umgang mit dem Thema Sexualität im eigenen Arbeitsfeld anstreben – in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern, welche eine geistige, körperliche oder psychische Behinderung haben.
Ziele des Studiums
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ihre eigenen vorhandenen Kompetenzen vertieft, spezifische sexualpädagogische Kompetenzen erworben und haben Anregungen für weiterführendes Lernen erhalten.
- Sie haben Einblicke in das Model sexueller Gesundheit Sexocorporel, welches von Prof. Jean-Yves Désjardins an der Universität Québec entwickelt wurde, und können Aspekte davon spezifisch anwenden.
- Sie können mit Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern mit einer geistigen, körperlichen oder psychischen Behinderung Aspekte der Sexualität thematisieren:
- Gestaltung der Selbstbefriedigung
- Gestaltung des zärtlich-erotischen Austauschs mit sich und anderen
- Gestaltung des Geschlechtsverkehrs
- Gestaltung des Kinderwunsches
- Studierende kennen Instrumente, wie Fachleute und Eltern die sexuelle Entwicklung von Menschen mit einer Behinderung im Sinne der Gesundheitsförderung unterstützen und deren Entscheidungskompetenz in Bezug zur sexuellen Gesundheit fördern können.
- Teilnehmer kennen juristische und institutionelle Rahmenbedingungen. Sie können diese situationsgerecht anwenden. Sie können Risiken sexueller Ausbeutung im institutionellen Kontext einschätzen. Die Teilnehmer lernen diesen Risiken entsprechend zu handeln.
Grundlage des Studiums
Theoretische Hintergründe werden mit der Praxis verbunden. Das ➔ Modell Sexocorporel mit seinem körperorientierten Ansatz zeigt auf, wie Sexualität gelernt wird. ➔ Sexocorporel zeigt, wie Behinderte und nicht behinderte Menschen ihre Sexualität weiter entfalten können.
Ziele
- Sachkompetenz
- Selbstkompetenz
- Kommunikations- und Interaktionskompetenz
Start des Lehrgangs
Bis auf Weiteres sistiert
Dauer
Ein Jahr mit anschliessendem Diplommodul
Weiterbildungselemente
- Theoretisches Wissen über Sexualität
- Selbsterfahrung
- Erfahrung anhand von Übungen zum professionellen Umgang mit Sexualität
- Sexualpädagogische Vermittlungskompetenzen
- Reflexion der erworbenen Erkenntnisse und Erfahrungen
Durchführung
Zweimal monatlich, insgesamt 24 Tage, jeweils am Dienstag
Informationsveranstaltungen
Nächste Info-Veranstaltungen:
- Donnerstag, 12.12.2024 18:15-20:45 online
- Dienstag, 07.01.2025 18:15-20:45 online
- Montag, 10.02.2025 18:15-20:45 online
- Mittwoch, 05.03.2025 18:15-20:45 online
Überblick Inhalte Diplomlehrgang Sexualität und Behinderung
- Modell sexueller Gesundheit «Sexocorporel»
- Sexuelle Entwicklung
- Körperliche Grundlagen
- Sexuelles Lernen unter Berücksichtigung der entsprechenden Behinderung
- Gespräche zu Sexualität mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
- Träume und Realität von Liebe und Sexualität
- Sexuelle Grenzerfahrungen
- Sexualpädagogische Konzepte
Überblick Module – Diplomlehrgang Sexualität und Behinderung
Modul 1
Einführung in den Diplomlehrgang, Gruppenbildung, sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nach Sexocorporel mit Bezügen zu Kindern und Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung und Möglichkeiten der Begleitung.
Qualifikationsinstrument:
Interview zu den Inhalten von Modul 1 mit einer Fachperson aus dem Behindertenbereich, welche mit Kindern oder Jugendlichen arbeitet. Schriftliche Dokumentation der Ergebnisse.
Modul 2
Die sexuelle Entwicklung von Frauen und Männern unter Berücksichtigung der entsprechenden Behinderung sowie Selbstreflexion und Förderung der individuellen Sexualität von Menschen mit einer Beeinträchtigung.
Qualifikationsinstrument:
Vortragen eines Anliegens zum persönlichen Sexualisierungsprozess in der Supervision zu themenfokussierter Selbstwahrnehmung sowie Dokumentation zentraler Erkenntnisse unter Einbezug theoretischer Aspekte und Bezüge zu möglichen Entwicklungsschritten von Menschen mit einer Behinderung.
Modul 3
Gespräche zu Sexualität mit Menschen, welche eine Behinderung haben, didaktische Instrumente für die sexualpädagogische Arbeit mit Gruppen im Behindertenbereich.
Qualifikationsinstrument
Beratungsgespräch im 2er-Team zu einem vom ISP vorgegebenen Fall, wobei beide je einmal in der Rolle des Klienten und des Beratenden sind. Die Arbeit wird dokumentiert und beide Rollen werden reflektiert.
Modul 4
Begleitung von Träumen und Realitäten einer Liebesbeziehung von Menschen mit einer Beeinträchtigung, Sexualbegleitung und Prostitution.
Qualifikationsinstrument
Teil 1: Sexualpädagogische Arbeit entweder mit einer Einzelperson im Behindertenbereich oder mit einer Gruppe, wenn möglich in der eigenen Institution. Dokumentation und Reflexion aus der Supervision.
Modul 5
Nähe und Distanz im Umgang mit sexuellen Themen im Kontext des Rollenverständnisses. Sexualisierte Gewalt und Schutzkonzepte wie Meldestellen.
Qualifikationsinstrument
Befragung von Fachperson einer zweiten Institution, ausgehend von den Inhalten von Modul 4 + 5, wie Frauen und Männer in ihren Wünschen gefördert, begleitet und geschützt werden. Präsentation der Ergebnisse in Kleingruppen.
Modul 6
Juristische Aspekte sexualpädagogischer Arbeit, sexualpädagogische Konzepte, sexualpädagogische Begleitung im institutionellen Alltag und Fallvorstellung.
Qualifikationsinstrument
Teil 2: Sexualpädagogische Arbeit entweder mit einer Einzelperson im Behindertenbereich oder mit einer Gruppe, wenn möglich in der eigenen Institution. Dokumentation mit Reflexionen aus der Supervision.
Diplommodul
- Einführung in die Diplomarbeit
- Wissenschaftliches Arbeiten
- Themenfindung
- Begleitung der Arbeit
- Präsentation der Arbeit
Weitere Infos
Grundverständnis der sexualpädagogischen Arbeit
Sexualpädagogisch arbeiten heisst, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer geistigen, körperlichen oder psychischen Behinderung bei der Weiterentwicklung ihrer sexuellen Identität zu begleiten, ihre sexuelle Gesundheit zu fördern und sie in ihrer Entscheidungskompetenz zu unterstützen.
Die sexualpädagogische Arbeit basiert auf der Grundhaltung: Menschen haben ein Recht auf Information, Beratung und Aufklärung zu Themen der Sexualität.
Themen der Sexualität:
- Sie orientiert sich an den Interessen, Bedürfnissen und dem Recht auf Selbstbestimmung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Behinderung und respektiert auf dieser Grundlage Normen und Wertvorstellungen der Zielpersonen.
- Sie findet im Rahmen eines pädagogischen Settings statt – geprägt von Merkmalen der Begleitung und des Dialogs.
- Sie ist Lebenswelt- und erfahrungsbezogen.
- Sie bezieht den ganzen Menschen mit ein.
- Sie ist methodisch auf Prozess- und Erlebnisorientierung ausgerichtet.
Arbeitsweise
In den Weiterbildungstagen sind Informationen, Erfahrungen mit der Zielgruppe sowie Selbstreflexion als Basis professionellen Handelns eng miteinander verknüpft. Der Transfer zum Berufsalltag wird in jedem Seminar hergestellt.
Dabei wird von der Praxis der Fachleute ausgegangen. Nebst Referaten, Inputs, Einzel- und Gruppenarbeiten, sowie Fallbesprechungen wird eine methodische Vielfalt praktiziert.
Bewerbungsdossier
Interessierte Fachpersonen reichen folgende Dokumente ein, welche im Rahmen eines formalen Aufnahmeverfahrens geprüft werden:
- Lebenslauf
- 2 Referenzen
- Ausbildungs- & Arbeitszeugnisse
- Motivationsschreiben
Alle Infos auf der Anmeldeseite:
Weiterbildungsdauer & Zeitaufwand
Der Diplomlehrgang Sexualität und Behinderung dauert 2 Semester, genauer gesagt 1 Jahr berufsbegleitend. Davon sind 28 Tage Kontaktunterricht. Monatlich finden ein bis zwei Seminarblöcke à 2 Tage statt (jeweils am Dienstag, zu Beginn montags und dienstags).
Für die Vor- und Nachbereitung der Studientage ist mit einem Aufwand von ca. 150 Stunden zu rechnen. Dies beinhaltet das Studium der Pflichtlektüre, die Lerngruppe und die weiteren Qualifikationselemente. In der Regel ist die Weiterbildung bei einer 80-prozentigen Arbeitstätigkeit möglich.
Qualifikationselemente
Zusätzlich zum Unterricht werden folgende Qualifikationselemente abgeschlossen:
- 3 Lerngruppensitzungen
- Vorstellen des eigenen Sexualisierungsprozesses
- Eine Übung zur Gesprächsführung im 2er-Team
- Ein Interview mit einer Fachperson
- Zwei Gespräche mit Gruppen oder Einzelpersonen im Behindertenbereich
- Zum Abschluss folgt das Diplommodul mit der Diplomarbeit
Abschlusskriterien
- 90 % Anwesenheit in den Kontaktstunden
- Teilnahme an den 3 Lerngruppensitzungen
- Vorstellen des eigenen Sexualisierungsprozesses
- Eine Übung zur Gesprächsführung im 2er-Team; die Arbeit wird dokumentiert und beide Rollen werden reflektiert
- Ein Interview mit einer Fachperson; Präsentation der Ergebnisse in Kleingruppen
- Zwei Gespräche mit Gruppen oder Einzelpersonen im Behindertenbereich mit Dokumentation und Reflexion
- Erfolgreich verfasste Diplomarbeit